Abfallausstellung

Mitte 19. Jahrhundert bis Ende 2. Weltkrieg

Recycling zu Uromas Zeiten Aufbereitung

Metalle

Mit der Industrialisierung wurde der Wiederein- satz von Altmetallen systematisch organisiert. Der explodierende Bedarf an Metallen für den aufkommenden Maschinenbau konnte durch den Erzbergbau allein nicht befriedigt werden, so daß Schrott zum begehrten Rohstoff wurde.

In Kriegszeiten ging der Metallbedarf so weit, daß regelmäßig Kirchenglocken und die Bleieinfassungen auch kunstvoller Glasfenster eingeschmolzen wurden.
Schrottplatz Firma Westarp, Warendorf um 1935

Auch Meisterwerke wanderten in Kriegszeiten in die Waffenproduktion

Essensreste, Fäkalien und Mist

Die steigenden Bevölkerungszahlen erzwangen eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und somit eine Intensivierung der Landwirtschaft.

Mist und die zur Verfügung stehenden menschlichen Exkremente reichten zur Bodenverbesserung nicht mehr aus, so daß ab 1850 zunehmend versucht wurde, mit Schlamm aus Feldgräben, Straßenkehricht und Asche die Felder zu düngen. In Belgien wurden erste größere Kompostmengen produziert und ausgebracht.

Um 1900 entschied sich ein Berliner Großbauer, sein Ödland durch die Aufbringung von Hausmüll aus der Stadt zu erschließen.

Textilien

Damals war Bekleidung auch im getragenen Zustand wertvoll.

Gebrauchte Kleider und Schuhe wurden vor allem unter Geschwistern „vererbt". Waren die Kleider schließlich wirklich nicht mehr nutzbar, landeten sie beim Lumpensammler. Ein Teil der eingesammelten Lumpen wurde in Tuchfabriken zu Reißwolle zerrissen, danach zu spinnbaren Fäden "drousiert", zu Garn versponnen und neu verwoben.

Der größte Teil wanderte nach wie vor in die Papierherstellung.

Da die Lumpensammler oft nicht genug von dem begehrten Rohstoff heranschaffen konnten, war teilweise der Export von Alttextilien untersagt. Die Sortierung, Verarbeitung und die Preise waren in den 30er Jahren in den "Preistabellen des Rohproduktenhandels" und in speziellen "Anordnungen des Rohproduktengewerbes" genau geregelt.

Der Haßfurter Weber Michael Mölter begründete 1858 eine Lumpensortieranstalt, die von angestellten Lumpensammlern aus der Umgebung mit Rohstoffen versorgt wurde.

Um 1900 zählte das Unternehmen mit 130 Arbeitern zu den größten Lumpensortier- betrieben im Deutschen Reich. In Tochterbetrieben wurden Reißwolle, Rohpappen, Filze und Isolierpapiere hergestellt.

Lumpensortieranstalt von 1858, Haßfurt, Landkreis Haßberge
Preistabelle des Rohproduktenhandels

Papier

Schon 1774 konnte der Göttinger Gelehrte Justus Claproth das erste Recycling-Verfahren für gebrauchte Papiere vorstellen, aber erst um 1900 begann eine intensivere Papiersammlung durch Altstoffsammler. In den 20er Jahren wurde immerhin schon 20 % Altpapier in der Produktion eingesetzt.