Abfallausstellung

Mitte 19. Jahrhundert bis Ende 2. Weltkrieg

Haut und Knochen Industrielle Tierverarbeitung

Abdecker

Abdecker mußten ab 1811 einen Gewerbeschein besitzen und eine Prüfung absolvieren. Für die Seuchenbekämpfung war dies jedoch wirkungslos, da die primitive Art der Beseitigung anhielt.

So wurde noch Ende des 19. Jahrhunderts berichtet:

"Die Beseitigung der Thierkadaver liegt auch heute noch in großer Ausdehnung in den Händen privater Abdeckereien, die mit der ausschließlichen Gewerbeberechtigung und dem Abdeckereizwang ausgestattet sind.

Gerade bei diesen Instituten, deren Kontrolle wegen ihrer Lage außerhalb der Ortschaften besonders schwierig ist, sind häufig die skandalösen Zustände beobachtet worden, sodaß die Gleichgültigkeit der Gemeinden gegenüber denselben als unbegreiflich erscheinen müßten, wäre eben nicht die Vernachlässigung aller hygienischen Vorschriften ein Charakteristikum fast aller kleinen und vor allem aller ländlichen Gemeinden.

Schwere Epidemien sind entstanden, weil die Abdecker das Fleisch der ihnen überwiesenen Thiere als Nahrungsmittel verwertet haben."

Und: "Übrigens ist es nichts Seltenes, daß an Seuchen verendete Thiere zunächst vorschriftsmäßig auf dem Wasenplatz verscharrt, dann aber wieder ausgegraben und von der ganzen Dorfbevölkerung frohen Sinnes verspeist werden - unter stillschweigender Duldung der Ortsautoritäten."


Abfälle aus den Abdeckereien und erste Verwertungsversuche

Mit zunehmender Bevölkerung und steigendem Fleischkonsum erhöhte sich die Menge an Abdeckereiabfällen. 1901 kamen auf 1.000 Einwohner 300 bis 400 Kilogramm Schlacht- und Fleischabfälle pro Jahr.

Bedingt durch den 1. Weltkrieg begannen 1916 erste Versuche, aus Tierkörpern Fett und Futtermehl zu gewinnen.


Gerber

Die Leder- und Bekleidungsindustrie wuchs im 19. Jahrhundert beträchtlich und damit auch die Abfall- und Abwasserprobleme.

Es fielen Rohhaut, Salze, Fett, Bindegewebe und bei Rotgerbern noch Unmengen an Rinde als Abfälle an. Durch die zunehmende Vielfalt an Betriebsmitteln verließen immer mehr Salze, Beizmittel und Farbstoffe im Abwasser gelöst die Gerberwerkstätten und belasteten zunehmend die Gewässer.

Neuartige Gerbmittel wie Chromsalze vereinfachten und verkürzten den Gerbprozeß und erhöhten die Lederqualität. Die Folgen allerdings, chromverseuchte Betriebsgelände, fallen uns bis heute zur Last.
"Eichenrindenschläger", 30er Jahre, Hellmitzheim, Landkreis Kitzingen