Abfallausstellung

Pressestimmen

aus der Bayerischen Staatszeitung vom 28.05.1999:



Vor etwa 10 000 Jahren lebten an den Küsten Skandinaviens die Kjökkenmöddinger, die Küchenabfall-Leute. Diese Kulturgruppe der mittleren Steinzeit ernährte sich hauptsächlich von Schalentieren. Die Schalen warfen sie direkt neben ihre Häuser, bis diese im Abfall versanken, worauf hin - solange möglich - die Wohnstätten auf dem Abfallberg erhöht wurden.

Abfälle gibt es, seit die Menschen seßhaft wurden. In der Jungsteinzeit kippten die Menschen ihren Müll von den Pfahlbauten aus einfach in den See bzw. verfüllten neben dem Haus liegende Lehmgruben mit ihrem "Hausmüll" aus Knochen, Lederresten, Scherben und Essensresten. Die Kelten hinterließen Textilreste und Werkzeuge, Nahrungsmittel und Exkremente in einer großen Salzabraumhalde unter Tage.

Eine "Generalreinigung" gab es schon in Rom

Entsorgung wurde aber immerhin schon in der Antike und im frühen Mittelalter selbstverständlich. In Athen beispielsweise gab es öffentliche Toiletten, eine Kanalisation und Vorschriften zur Hausmüllentsorgung. In Rom wurde in bestimmten Abständen eine "Generalreinigung" der Stadt durchgeführt. Verschiedene Städte Europas begannen im 14. Jahrhundert, die Sammlung von Abfällen und Fäkalien sowie die Straßenreinigung zu organisieren, denn die (bescheidenen) Regelungen zur Abfallentsorgung wurden meist nicht eingehalten; der Einzug der Pflasterung seit dem 13. Jahrhundert erleichterte diese Aufgabe.

Äußerst eindringlich und anschaulich schildert eine Ausstellung in Unterfranken unter dem Titel" Keine heiße Asche einfüllen" mit Exponaten, Bildern und Texten den ewigen Kampf gegen den Müll. Es geht um die Abfallentstehung in den verschiedenen Lebensbereichen ebenso wie um die Abfallwirtschaft, die Versuche also, mit dem Menschheitsproblem Müll systematisch zurande zu kommen: Abwasserbeseitigung, Abfallentsorgung, Bemühungen um Hygiene und Umweltschutz gab es nämlich schon in den Hochkulturen Mesopotamiens und des Mittelmeerraumes.

Interessanterweise gingen diese Errungenschaften der Geschichte immer wieder verloren und mußten mühsam neu erarbeitet werden, wenn die Umwelt- und Gesundheitsprobleme wieder einmal unerträglich wurden. Ökologische Betrachtungen fließen in die Darstellung ein und auch zahlreiche volkskundliche Aspekte.

Diese interdisziplinäre Ausstellung wurde von den unterfränkischen Abfallberatern in einem Gemeinschaftsprojekt erstellt und war mittlerweile in allen beteiligten Gebietskörperschaften zu sehen, so ihr Sprecher Jürgen Morlok. Inzwischen wurde das Projekt von der Regierung von Unterfranken übernommen.

Die Ausstellung dürfte die bisher einzige ihrer Art sein und kann den Bürgerinnen und Bürgern von heute vor Augen führen, daß es keine Selbstverständlichkeit ist, daß wöchentlich die Müllabfuhr vorfährt und die häuslichen Abwässer unterirdisch aus dem Blickfeld verschwinden. Das mildert vielleicht den gelegentlichen Ärger über die Müllgebühren.

Abfallwirtschaft hinkte stets der Technik hinterher

Das "Schlußwort" der Ausstellungsmacher, die auch einen äußerst materialreichen, aufschluß- reichen Katalog zusammengestellt haben, lautet: "Die Technik schreitet voran, die Abfallwirtschaft hinkt hinterher..", was sie in ihrer Chronik belegen. Um 8000 vor Christus beispielsweise wurden Metalle benutzt; um 3000 v.Chr. besitzen mehrstöckige Häuser in der indischen Stadt Mohendjo- Daro "Müllrutschen" in große Gefäße außerhalb der Gebäude. Um 800 v. Chr. wird Bronze vom Eisenerz als wichtigstem Metallwerkstoff abgelöst; um 600 v.Chr. leitet in Rom die Kanalisation, finanziert über Sondersteuern, die Abwässer ab. Und Jahrhunderte später: 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond, und in der Bundesrepublik Deutschland gibt es 50 000 ungesicherte Müllplätze (1970).

Zur Zeit ist die Ausstellung im Landratsamt in Schweinfurt zu sehen, ab dem 8. Juli dann im Landratsamt in Aschaffenburg, ab August beispielsweise im Kirchburgmuseum in Mönchsondheim im Landkreis Kitzingen. Station machte das Projekt auch schon in den Landratsämtern in München und in Freising. Die aufwendig gestaltete Ausstellung wird gerne an Interessenten verliehen. bk