Knochen, Scherben, Essensreste
Die Frühgeschichte des Abfalls
Abfälle gibt es, seit die Menschen seßhaft geworden sind.
Vor allem in nordischen Ländern hat man Müllhalden aus der Steinzeit gefunden, die über Jahre zu beträchtlichen Haufen aufgeschüttet wurden.
Jungsteinzeit
Abfallgrube in Hambach
Funde aus einer Abfallgrube in Hambach, Landkreis Schweinfurt, Jungsteinzeit, ca. 3000 v. Chr.
Abfallentsorgung in der Jungsteinzeit
Menschen der Jungsteinzeit, die auf Pfahlbauten lebten, kippten ihren Müll einfach in den See.
Dadurch blieben die organischen Materialien wie etwa Holzgriffe von Geräten erhalten und konnten von den Archäologen unserer Zeit geborgen werden.
Andere wiederum, die ihre Häuser aus Holzpfosten, Weidengeflecht und Lehmbewurf auf dem Land errichteten, verfüllten die neben dem Haus liegenden Lehmgruben mit ihrem "Hausmüll", der hauptsächlich aus Knochen, Lederresten, Scherben und Essensresten bestand.
Die Kjökkenmöddinger
Eine Kulturgruppe der mittleren Steinzeit vor etwa 10.000 Jahren erhielt ihren Namen von ihrem Abfall - die Kjökkenmöddinger.
Die "Küchenabfallleute" lebten an den Küsten Skandinaviens und der britischen Inseln und ernährten sich hauptsächlich von Schalentieren.
Die Schalenreste warfen sie direkt neben ihre Häuser, bis diese im Abfall versanken.
Danach wurden die Wohnstätten auf dem Abfallberg erhöht, bis man sie schließlich aufgab und an der Küste ein Stück weiterzog, um eine neue Siedlung zu gründen.
Keltische Abfälle
Die Kelten betrieben in den Alpen großangelegten Salzbergbau. Neben Hallstatt wurde auch am Dürrnberg bei Hallein nahe Salzburg Salz abgebaut.
In einer großen Abraumhalde unter Tage konnten durch die hervorragende Salzkonservierung zahlreiche Reste von Textilien, Schuhen, Werkzeugen, aber auch von Nahrungs-mitteln und Exkrementen gefunden werden, die Aufschlüsse über die damaligen Lebensumstände geben.
Wurstzipfel einer Hartwurst aus einer keltischen Abraumhalde unter Tage, am Dürrnberg bei Hallein
Antike
Teil einer öffentlichen Toilette in Milet, Griechenland
In einigen Städten der Antike war die Abfallentsorgung zum Teil schon vorbildlich organisiert. In Athen gab es bereits öffentliche Toiletten, eine Kanalisation und Vorschriften zur Hausmüllentsorgung.
Es gab Müllunternehmer, die verpflichtet waren, den Abfall außerhalb der Stadt abzulagern.
In Rom wurde in bestimmten Abständen eine "Generalreinigung" der Stadt durchgeführt. Urin wurde in besonderen, auf der Straße bereitgestellten Töpfen gesammelt. Er diente nach den Ausfaulen als Wasch- und Bleichmittel.
Recycling war schon in der Antike und im frühen Mittelalter selbstverständlich.
Altmetalle wurden nicht nur eingeschmolzen, noch brauchbare Teile wurden oft auch weiterverwendet. So montierten alamannische Handwerker etwa die Griffe römischer
Kasserollen an ihre eigenen Gefäße. Nach dem Ende des römischen Imperiums wurden teilweise sogar die römischen Gräber auf wiederverwertbare Beigaben wie Gläser oder
Bronzegegenstände durchwühlt.
Diese Art der Metallbeschaffung aus römischen Beständen war weit verbreitet, so daß der Bergbau für Metallerze aller Art in den Jahren von 500 bis 900 n. Chr.
nur noch sehr geringen Umfang hatte. In Deutschland wurde Kupferbergbau erstmals wieder im Jahre 968 n. Chr. am Rammelsberg bei Goslar betrieben.
In Rom wurden z.B. ca. 4.000 heidnische Bronze- und Kupfer- statuen der Römer von den Christen zerstört, womit der Metall- bedarf über lange Zeit gedeckt blieb.
Der metallene Koloß von Rhodos, der die Hafeneinfahrt über- spannte, galt als Weltwunder und stürzte bei einem Erdbeben um. 672 n. Chr. wurde er von den Arabern,
die Rhodos erobert hatten, an jüdische Metallhändler verkauft, nachdem er fast 900 Jahre unberührt an Ort und Stelle gelegen hatte.