News

Aktuelle abfallwirtschaftliche Nachrichten aus Unterfranken

Bio-Vergärungsanlage Aschaffenburg wird Versuchslabor: Wie kann man die Energieeffizienz steigern? - Bundeswirtschaftsministerium unterstützt dreijähriges Projekt

(erstellt am: 24.10.2016)
Stadt Aschaffenburg. Mehr Effizienz aus der Vergärungsanlage der GBAB herauszuholen, dies ist das Ziel eines auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts. Am Donnerstag ist die Finanzierungszusage des Bundeswirtschaftsministeriums dazu eingetroffen.

In der Vergärungsanlage Aschaffenburg wird den Abfällen aus der Biotonne mit Hilfe von Mikroorganismen Energie in Form von Biogasen entzogen. Dabei entsteht Wärme, die beispielsweise im benachbarten Lager von C&A zu Heizzwecken genutzt wird, aber vor allem Strom, der über zwei Blockheizkraftwerke erzeugt wird. Der Vorgang ist etwa der gleiche wie im Magen einer Kuh, erklärt Betriebsleiter Holger Ehmann. Nur, dass das Methan hier nicht ungenutzt entweicht. Die Gärreste könnten wie Kompostierungsreste ganz normal als Dünger verwendet werden.

Strom für 2600 Haushalte
Inzwischen werden so in Aschaffenburg rund 13 000 Tonnen Bioabfall im Jahr verarbeitet - 7700 Tonnen aus der Stadt und 5300 Tonnen aus dem Kreis. Damit werden 2,6 Millionen Megawattstunden Strom erzeugt - genug um 2600 Haushalte zu versorgen.

Bundesweit sind rund 75 Vergärungsanlagen in Betrieb, die aus etwa 1,9 Millionen Tonnen Grünabfall 1200 Gigawattstunden Strom erzeugen. »Eine Effizienzsteigerung um zehn Prozent hätte also große Auswirkungen«, sagt Norbert Schupp vom Landratsamt, der mit Dieter Gerlach von den Aschaffenburger Stadtwerken einer der beiden Geschäftsführer der GBAB ist.

Universitäten mit dabei
Dies ist mit ein Grund, weshalb der Bund rund zwei Drittel der 800 000 bis 900 000 Euro Kosten für das Projekt trägt. Weitere Projektteilnehmer neben der GBAB sind das Institut für Aufbereitung und Recycling der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sowie die Ingenieursgesellschaft mbh Aachen, die auch die Aschaffenburger Vergärungsanlage geplant hat. Hinzu kommen fünf regionale Entsorger, die derartige Anlagen betreiben, als assoziierte Partner. Weshalb ist Aschaffenburg für das Projekt ausgewählt worden? Neben dem beteiligten Planungsbüro spielt hier der Aspekt eine Rolle, dass in Aschaffenburg sowohl Biotonnen aus der Stadt als auch aus dem Kreis in der Vergärungsanlage landen. Eine Frage, die geklärt werden soll, ist, welche Auswirkungen unterschiedliche Sammelsysteme - kostenlos wie in der Stadt oder mit Verwiegung wie im Kreis - auf die Energieausbeute haben. Im Kreis enthält die Biotonne meist nur Küchenabfälle, Gras und Schnittgut werden auf den Grünabfallplätzen entsorgt. In der Stadt landet dagegen jeglicher Grünabfall in der Tonne.

Einer weiteren Frage, der mit der Untersuchung nachgegangen werden soll, ist, wie eine vorherige Aufbereitung des Mülls den Ertrag ändert. Dabei geht es zum einen um die Zerkleinerung, aber auch um die Aussiebung und Aussortierung störender Stoffe. Dazu gehören holzige Abfallstücke ebenso wie etwa Plastiktüten, die generell nicht in den Bioabfall gehören - auch nicht biologisch abbaubare Tüten, denn der Grünabfall wird schneller verarbeitet, als sich diese Tüten auflösen könnten.

Dies alles wird zunächst in einer kleineren Versuchsanlage ausprobiert, um dann in der Großanlage in Aschaffenburg in der Praxis getestet zu werden. »Die Großanlage wird somit zum Großlabor«, sagt Norbert Schupp.

Zusätzliche Messtechnik
Zudem soll geprüft werden, ob sich durch zusätzliche Messtechnik die Anlage besser steuern und optimaler fahren lässt. »Wir wissen zwar vieles über die Anlage, aber längst noch nicht alles«, so Schupp. Dazu muss die zusätzliche Messtechnik zunächst einmal eingebaut werden, was in den nächsten Monaten geschehen wird - praktischerweise in einer Wartungspause, in der die Sandfänge gereinigt werden.
Die Messtechnik bleibt übrigens später der Anlage erhalten. Durch die Versuche werde die GBAB zwar Einkünfte verlieren, da weniger Gas produziert wird, so Schupp: »Aber deshalb wird das Projekt ja auch subventioniert.« Zudem würden diese Kosten durch die gesteigerte Effizienz später wieder hereingeholt.

Stichwort: Die Vergärungsanlage der GBAB
Die Gesellschaft für Bioabfallwirtschaft in Landkreis und Stadt Aschaffenburg mbH, kurz GBAB, gehört je zur Hälfte der Stadt und dem Landkreis. Bei der im April 2011 eröffneten Vergärungsanlage handelt es sich um die weltweit erste, die auf der thermophilen Vergärung basiert. Das heißt, die Vergärungsanlage arbeitet mit hohen Temperaturen von 42 bis 55 Grad. Damit sollen Krankheitskeime abgetötet werden, der Gärrest kann unbehandelt als Kompost verkauft werden. Dies soll den Energiebedarf der Anlage um 60 Prozent gegenüber üblichen Anlagen senken. Angelegt ist die Anlage auf bis zu 15 000 Tonnen Bioabfall. Derzeit fallen in Stadt und Kreis 13 000 Tonnen an. Da die Zahlen beim Bioabfall jedoch ansteigen, soll diese Kapazität in einigen Jahren erreicht werden.



Text: Josef Pömmerl, Main Echo, 12.09.2016

Autor:
Dirk Rachor
Stadt Aschaffenburg
06021 3913826
dirk.rachor@stwab.de