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Noch Luft nach oben: Dritte Runde der Biotonnenkontrollen

(erstellt am: 02.04.2019)

Landkreis Kitzingen. Halb fünf Uhr in der Stadt Kitzingen. Es ist noch dunkel an diesem Novembermorgen, kalt, aber trocken. Die Abfallexpertinnen Petra Hoeß und Eva Berthold vom Umweltbüro FABION machen sich an die Arbeit. Der Deckel der ersten Biotonne wird angehoben und der Inhalt inspiziert.


Nach 2015 und 2017 ließ die Kommunale Abfallwirtschaft im November 2018 erneut die Biotonnen im Landkreis kontrollieren. Verteilt auf zwei Wochen wurden fast 900 braune Tonnen in ausgewählten Gebieten der Stadt Kitzingen, der Stadt Volkach und des Marktes Großlangheim auf Fremdstoffe hin untersucht.

Gut sortiert – schlecht sortiert
Petra Hoeß leuchtet mit ihrer Stirnlampe in die erste Biotonne. Oberflächlich sieht alles gut aus; die Bioabfälle sind vorbildlich in Zeitungspapier eingewickelt. Die Abfallexpertin wühlt sich tiefer und nickt dann zufrieden. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Weiter geht es zur nächsten Tonne. Obenauf liegen braune Papiertüten, in denen mustergültig die Küchenabfälle verpackt sind. Fremdstoffe? Fehlanzeige.

Bei der dritten Tonne sieht die Abfallexpertin schon auf den ersten Blick, dass hier etwas falsch läuft. Eine halb gefülltes Marmeladenglas, leere Tetrapaks und allerlei Müll in Plastiktüten kommen zum Vorschein. Hoeß holt einen roten Aufkleber mit der Aufschrift «Falsch sortiert» hervor und bringt ihn am Deckel an. Dann macht sie ein Foto und ihre Kollegin Eva Berthold notiert Adresse und Nummer des Abfallbehälters. Diese Tonne werden die Müllwerker später nicht leeren.

Am Inhalt der nächsten Tonne wäre an sich nichts auszusetzen, sie ist ausschließlich mit Küchen- und Gartenabfällen befüllt. Wenn da nicht ein hellgrüner Plastikbeutel wäre, der als kompostierbar gekennzeichnet ist. Aber der darf im Landkreis Kitzingen nicht in die braune Tonne. «Gerade umweltbewusste Leute, die sehr auf die richtige Sortierung ihres Mülls bedacht sind, greifen häufig zu diesen Sammeltüten in dem Irrglauben, damit der Umwelt Gutes zu tun», weiß Petra Hoeß aus langjähriger Erfahrung. Noch weitere vier Stunden sind die beiden Abfallexpertinnen an diesem Tag zugange, bis sie am Ende 215 Biotonnen kontrolliert haben.

Verschärfte Kontrollen
«Seit wir 1991 die Biotonne im Landkreis Kitzingen eingeführt haben, leisten wir kontinuierlich Öffentlichkeitsarbeit, um die Nutzer über die richtige Sortierung der Bioabfälle aufzuklären», erläutert Philipp Kuhn, Chef der Kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt Kitzingen. «Von Anfang an haben wir sporadisch auch Kontrollen durchgeführt, um Fremdstoffe im Bioabfall so gut es geht zu eliminieren. In den letzten Jahren haben wir diese intensiviert, da striktere gesetzlicher Bestimmungen mittlerweile eine möglichst fremdstofffreie Qualität unabdingbar machen», so Kuhn weiter.

Vergangenes Jahr wurden die Kontrollen verschärft. So bekommen beispielsweise Biotonnen, in denen die organischen Abfälle in normalen Plastiktüten gesammelt werden, jetzt konsequent die «Rote Karte» gezeigt.

Finden sich trotz mehrfacher Verwarnung weiterhin Fremdstoffe wie Verpackungen, Plastiktüten oder Restabfälle in der braunen Tonne und ist eine Verbesserung des Sortierwillens nicht erkennbar, kann die Biotonne sogar komplett abgezogen werden. Das Grundstück bekommt stattdessen eine zusätzliche Restabfalltonne ans Haus gestellt, womit dann eine höhere Abfallgebühr fällig wird. «Diese Option mussten wir letztes Jahr sechsmal ziehen», erklärt Philipp Kuhn dazu. Ganz zuschlagen will er die Tür aber nicht: «Nach ein paar Monaten kann man es noch einmal probieren und die Tonne wieder austauschen». Dazu muss sich der Grundstücksbesitzer aber mit dem Team der Kommunalen Abfallwirtschaft in Verbindung setzen.

Hintergrund für dieses verschärfte Vorgehen ist, dass die Bundesgütegemeinschaft Kompost, die in Deutschland über die Qualität der hergestellten Komposte wacht, die zulässige Quote für Störstoffe im Fertigkompost seit letztem Jahr nahezu halbiert hat. Von 25 Quadratzentimetern pro Liter Kompost auf 15. Wird diese Quote gerissen, droht der Verlust des Gütesiegels. Der aus den Bioabfällen hergestellte Kompost wird dann praktisch unverkäuflich. «Das zwingt uns dazu, künftig noch konsequenter zu handeln, denn in einigen Gebieten des Landkreises ist die Fremdstoffquote im Bioabfall einfach zu hoch», erläutert Kuhn sein Vorgehen.

Insgesamt eine gute Qualität beim Kitzinger Bioabfall
Doch was kam bei der Kontrollaktion vom November 2018 heraus? «Es ist insgesamt besser geworden», fasst Petra Hoeß vom Umweltbüro FABION das Ergebnis zusammen. Trotz der verschärften Kontrollen habe man dieses Mal nicht mehr so viele stark mit Fremdstoffen befüllte Biotonnen angetroffen, so Hoeß weiter. Erfreulich sei auch, dass der Einsatz von Plastiktüten und kompostierbaren Biomüllbeuteln zurückgegangen sei. Allerdings gebe es im Landkreis nach wie vor einzelne Gebiete, in denen die Trennmoral stark zu wünschen übrig lässt.

Am besten sortiert präsentierten sich die Biotonnen in der Gemeinde Großlangheim. Hier musste bei 187 inspizierten Abfallbehältern nur siebenmal die «Rote Karte» gezückt werden. Auch die Stadt Volkach war gut dabei. Insgesamt 238 braune Tonnen wurden hier begutachtet, nur fünfmal gab es die «Rote Karte», dafür musste 55 Mal gelb geklebt werden. Der Grund hierfür war meist der Einsatz von nicht erwünschten kompostierbaren Biomüllbeuteln.

Sorgenkind bleibt weiterhin die Stadt Kitzingen und hier vor allem die Innenstadt. 296 Tonnen wurden kontrolliert, 102 Mal gab es gelb und 20 Mal rot. Aber gleichzeitig gab es auch Tonnen, die picobello sortiert waren. Etwas besser präsentierte sich die Situation im Stadtteil Siedlung.

Die Vertreter der Bundesgütegemeinschaft Kompost, die bei den Kontrollen dabei waren, stellen dem Kitzinger Bioabfall insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Da habe man schon Schlimmeres gesehen, so deren Geschäftsführer Dr. Bertram Kehres. Obendrauf bekam der Landkreis Kitzingen noch ein Lob dafür, dass man sich seit Jahren so konsequent für die Sicherung und Verbesserung der Qualität des Bioabfalls einsetzt.

Das Team der Kommunalen Abfallwirtschaft bleibt am Ball. Auch dieses Jahr wird es wieder mehrere Kontrollrunden im Landkreis geben.

Autor:
Reinhard Weikert
Landkreis Kitzingen
09321 928-1201
reinhard.weikert@kitzingen.de
Harald Heinritz / abfallbild.de
FABION GbR