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Abfall-Tipps aus Kitzingen für thailändisches Urlaubsparadies

(erstellt am: 04.08.2010)
Landkreis Kitzingen. Besuch aus Asien hatte das Kompostwerk Klosterforst vor wenigen Tagen. Der thailändischen Kommunalpolitiker Surapong Viriyanon informierte sich im Landkreis Kitzingen über die deutsche Abfallwirtschaft.


Begleitet wurde er von seiner Frau Sannit, einer in Deutschland ausgebildeten Apothekerin, die sich seit ihrer Rückkehr nach Thailand für sauberes Trinkwasser und Müllvermeidung engagiert.

Die Insel Samui im Golf von Thailand: türkisfarbenes Meer, weiße Sandstrände umsäumt von Palmen, ein Traum für jeden Urlauber. Seit Jahren hat sich die Insel zum beliebten Reiseziel entwickelt. Doch der Tourismus hinterlässt Spuren: Die Insel hat ein Müllproblem. Deshalb informierte sich Surapong Viriyanon, der zweithöchste Beamte Samuis, in Kitzingen über die deutsche Müllbeseitigung. Besonders interessiert hat ihn die Trennung von Bioabfall, der in Samui in großen Mengen anfällt. Der Kontakt nach Kitzingen war über den Segnitzer Hans Michael Hensel entstanden. Er lebte Anfang der 1980er Jahre auf Samui und ist seitdem mit Surapong Viriyanon befreundet.

Nikolaus Schneider, Betriebsleiter des Kompostwerks, und Harald Heinritz von der Kommunalen Abfallwirtschaft des Landratsamts, hatten sich viel Zeit genommen, den thailändischen Gästen die Besonderheiten des deutschen Müllsystems und der Anlage Klosterforst zu erklären. Auf Samui gebe es zwar eine Müllverbrennungsanlage, erklärte Surapong Viriyanon auf Englisch, doch die sei außer Betrieb. Der Müll werde momentan auf einer großen Halde gesammelt. Wie er ausführte, bemühe er sich seit Jahren, eine Müllsortieranlage einzuführen und Biomüll zu trennen und wiederzuverwerten. Bisher erfolglos. Zu groß sei der Markt privater Händler, die Plastik, Papier oder anderen Abfall, der noch zu gebrauchen sei, sammeln oder abkaufen. Übrig bleibe nur der nicht wiederverwertbare Rest, dessen Beseitigung schwierig sei und hohe Kosten verursache, die nicht umgelegt werden können.

Wie Hans Michael Hensel erklärte, scheiterten die Bemühungen, in Thailand ein Abfalltrenn- und Gebührensystem einzuführen, oft an der Mentalität und an der Korruption. Ehrliche Politiker, die etwas für ihre Mitbürger und die Umwelt erreichen wollten, ohne dabei selbst die Hand aufzuhalten, seien eine Minderheit. So sei vor vier Jahren der Versuch einer deutschen Firma sowohl in Bangkok als auch in Samui gescheitert, mit einem Konzept für die Sammlung und Wiederverwertung von Biomüll in Thailand Fuß zu fassen. Grund: Zu viele Leute wollten mitverdienen. Am Ende habe der engagierte deutsche Unternehmer entnervt aufgegeben.

Surapong und Sannit Viriyanon wollen nicht aufgeben. Sie setzen ihre Hoffnung in das Umdenken ihrer Landsleute. Das wollen sie zum Beispiel durch gezielte Umweltbildung an Schulen erreichen. Ein zweiter Ansatzpunkt sind die Hotels auf der Insel. Auch sie sollen mitmachen. Bei 500 Hotels haben sich nach zwei Jahren Informationsarbeit immerhin 60 Hotels dazu bereit erklärt, den Müll zu trennen und teilweise der Wiederverwertung zuzuführen. Momentan stellt sich aber die drängende Frage: Wohin mit dem Rest- und Biomüll? Die Müllverbrennungsanlage ist außer Betrieb, ein Kompostwerk gibt es nicht. „Die Entwicklung muss weiter gehen“, ist sich Surapong Viriyanon des Problems bewusst. Deshalb sei ihm der selbstfinanzierte Informationsbesuch in Deutschland auch so wichtig gewesen.

Aus dem Landkreis wird er neue Impulse und Ideen für seine schwierige Basisarbeit mit nach Hause nehmen, sowie die von Harald Heinritz eingeräumte Erkenntnis, dass sich die deutsche Müllbeseitigung vor etwas mehr als 50 Jahren nicht wirklich von der im heutigen Thailand unterschieden habe. – Es gibt also Hoffnung, dass der nachhaltige Einsatz von Surapong und Sannit Viriyanon, gepaart mit gezielter Umweltbildung, auch in Thailand auf fruchtbaren Boden fallen wird.
Autor:
Corinna Petzold-Mühl
Pressesprecherin Landkreis Kitzingen
09321 928-1005
corinna.petzold@kitzingen.de