Abfallausstellung

Mitte 19. Jahrhundert bis Ende 2. Weltkrieg

Raus aus der Stadt Fäkalienentsorgung der Stadt Schweinfurt

In einer Schweinfurter Stadtverordnung aus dem Jahre 1720 steht zu lesen, daß es nicht erlaubt war, den wertvollen Dung nach außerhalb der Stadtgrenzen zu bringen.

Es war sogar bei zwei Gulden Strafe verboten, den Kuhmist auf den städtischen Weiden aufzulesen. Wörtlich hieß es:

"Unter welcher Bedrohung auch das Auflesen des Kuh-Mists auf denen gemeinen Vieh-Rasen untersagt ist, und sollte niemand unter denen Thoren (...) passiert, sondern solches abgenommen und der Frevel angezeigt werden."
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Schweinfurt die Kanalisation eingeführt, jedoch wurden immer noch die meisten Fäkalien in Gruben gesammelt, die regelmäßig entleert werden mußten.

Die Entleerung erfolgte dann oft durch die Gemüsebauern aus Sennfeld, einer Vorortgemeinde. Im Volksmund hat sich dann der "Schweinfurter Scheißdrecksmarsch" entwickelt, dessen harmloseste Stellen auszugsweise dargestellt werden:

Der Schweinfurter Scheißdrecks-Marsch:

In aller Herrgottfruah, da geht‘s scho’ lusti zuah,
da drübn im Nachbershaus, es Scheißhaus leern se aus.
Des is a Mord’sgeschrei, zwengs dere Stinkerei,
und in der Mitten drin, da steht die Dampfmaschin!


Die Dampfmaschin fängts laufen an,
so schnell daß man kaum folgen kann, in einer Viertelstund,
is’s Scheißhaus leer bis auf den Grund.


Und is dann voll des Faß, gibt’s erst den richt’gen Spaß.
Der Knecht der spannt glei oo, und fährt den Dreck davo.
Er fährt ihn ohne Sorch, durch alle Straßen dorch
und hat sei’ größte Freud, wenn alles schimpft und schreit:


"Da kommt die Semfelder Artillerie mit ihrer
stinkenden Scheißdrecksbrüh!"


Ältere Bürger wissen noch zu berichten, daß der Salat aus Sennfeld immer gut beäugt werden mußte.

Der wohl bekannteste Fahrer der "Semfelder Artillerie" war nach dem Krieg der sogenannte "Strotze-Heiner" oder, wie er auch von den Kindern geneckt wurde, der "Scheißdrecks-Heiner". Er war lange Jahre der Fahrer des städtischen Latrinenwagens.

Eine sofortige Ausbringung auf den Feldern war allerdings nicht immer möglich, so daß die Inhalte der Latrinen vor der Stadt in unterirdischen Behältern gesammelt und dann bei Bedarf für 1 bis 2 Mark je Faß verkauft wurden.
Schweinfurter Fäkalienabfuhr, 1908
Um den technisch neuesten Stand bemühte sich die Stadt Schweinfurt ständig, wie der Firmenprospekt der Firma Flader von 1925 aus dem Archiv der Stadt Schweinfurt zeigt.
Broschüre Latrinen-Reinigungsanlage